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„Den einarmigen Banditen" besiegen!
litceteraДата: Понедельник, 12.05.2014, 11:28 | Сообщение # 1
Генералиссимус
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„Die Deutschen teile ich in 2 Kategorien auf: Diejenigen, die mich trotz meiner mäßigen deutschen Sprachkenntnisse verstehen und die Anderen, die mir als Erstes offenbaren, dass ihre Putzfrau auch aus der Ukraine kommt...“ – Sergej*, studierter Dipl.-Ingenieur, kam in seinem 33. Lebensjahr mit Frau und Kind nach Deutschland, arbeitet heute stundenweise als Taxifahrer, seit 10 Jahren spielsüchtig.

Seit 2001 ist Glücksspielsucht in Deutschland als psychische Erkrankung anerkannt.
Mit Glücksspielsucht wird die ICD-10-Diagnose „Pathologisches Spielen“ (F63.0) umgangssprachlich bezeichnet. Das Hauptmerkmal dieser Krankheit besteht laut dem internationalen Klassifikationssystem psychischer Störungen in „ häufigem und wiederholtem episodenhaften Glücksspiel, das die Lebensführung des betroffenen Patienten beherrscht und zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.“

Bis heute weiß man nicht genau, wie psychische Erkrankungen (auch die Glücksspielsucht) entstehen. Man spricht von einem „multifaktoriellen Geschehen“, von einer Wechselwirkung zwischen biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.

Laut der dritten Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu „Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2007, 2009, 2011 und 2013“ erhöhen jedoch ein niedriger Bildungsabschluss, ein Migrationshintergrund und Arbeitslosigkeit das Risiko, eine Glücksspielsucht zu entwickeln. Oft stellt das Glücksspielen analog zum Gebrauch psychotroper Substanzen eine effektive, aber unzureichende Strategie zur Verarbeitung von Stress oder Belastungen dar.

Ersten Kontakt zu den Geldspielautomaten hatte Sergej mit 36 Jahren, 3 Jahre nach seiner Übersiedlung nach Deutschland. Etliche Sprachkurse hat er zu dem Zeitpunkt bereits absolviert und war fast 1 Jahr lang als Aushilfe in einer deutschen Firma tätig, bis ihm betriebsbedingt gekündigt wurde. Gelangweilt und frustriert durch seine laufende Scheidung, betrat er damals eine Spielhalle.

Anfangs hat Sergej gedacht, er könnte die Maschinen „besiegen“. Schließlich hat er einmal 8.000 Euro gewonnen, nur weil er den Automaten, der mehrere Stunden keinen Gewinn ausgeschüttet hatte, rechtzeitig identifizieren konnte. Auch wenn er die Hälfte des Geldes sofort wieder eingesetzt hatte, konnte er sich doch eine zweiwöchige Reise nach Tunesien leisten. Das ist dann seine erste spielfreie Phase gewesen, dort gab es nämlich keine Spielhallen. Es schlossen sich noch einige spielfreie Phasen an, immer in fernen Ländern, wohin er dank seiner Gewinne reisen durfte. Zurück in Deutschland fand er sich jedes Mal in seiner Einsamkeit wieder.
Irgendwann war seine Scheidungsphase vorbei, längst sind Frau und Kind weggezogen, er lebte in 2 Partnerschaften, arbeitete stundenweise wieder und pflegte einige Freizeitbeschäftigungen, doch die Einsamkeit blieb.

Migration als kritisches Lebensereignis bedeutet immer einen massiven Verlust von Menschen, Orten, Sprache, Kultur, oft des Berufes und der gesellschaftlichen Stellung und geht mit einem dauerhaften Stresserleben einher.

Oft hat sich Sergej gefragt, wozu es gut war, auszuwandern. Von der Vorstellung getrieben, in Deutschland eine besser bezahlte Arbeit zu finden und somit seinen Traum von Reisen in ferne Länder zu verwirklichen, fiel es ihm damals nicht schwer, seiner Frau zu folgen, zumal seine Eltern bereits in Deutschland lebten. Über seine berufliche Zukunft in einem fremden Land, dessen Sprache er nicht einmal beherrschte, machte er sich zu dem Zeitpunkt keine großen Gedanken, immerhin hatte er in seiner Heimat zuletzt eine Leitungsposition.

Während des Spielens konnte Sergej solche Gedanken verdrängen. Doch irgendwann hatten sie sich dermaßen intensiviert, dass er bis zu 16 Stunden am Stück spielen musste, um sie loszuwerden. Als sein Vater dann plötzlich an Alzheimer erkrankte und nur noch von seiner alten Heimat sprach, erlebte Sergej das erste Mal einen Panikanfall, nachdem er nachts grübelnd im Bett gelegen hat. Er wandte sich an einen russischen Arzt, und stieß mit seinen Spielproblemen auf ein offenes Ohr.

Der deutsche Berater, den Sergej aufgesucht hatte, bevor er in die russischsprachige Glücksspielberatung vermittelt wurde, fragte ihn nicht nach seiner Herkunft. Er hatte auch keine Putzfrau aus der Ukraine. Lediglich mit seiner Frage „Was glauben Sie, was könnte Ihnen helfen?“, katapultierte sich der deutsche Berater in die Kategorie der „Nicht - Versteher“.

„Ein Experte stellt solche Fragen nicht“, - so der Sergej, „sondern gibt Ratschläge und Anweisungen, an die es sich als Betroffener zu halten gilt. Die Verantwortung für den Therapieerfolg liegt doch ausschließlich bei dem Therapeuten!“

Es bedurfte mehrerer Sitzungen in russischer Sprache, bis Sergej die Haltung der deutschen Therapeuten (Entwicklung von Eigenressourcen, Aktivität, Veränderungsmotivation und Eigenverantwortung) verstehen und akzeptieren konnte. Mittlerweile hat er eine zweimonatige stationäre Therapie in einer deutschen Fachklinik mit einem speziellen Behandlungsangebot für russischsprachige Glücksspieler absolviert, ist seit 3 Monaten spielfrei und in der ambulanten Behandlung bei einem deutschsprachigen Therapeuten.

Eine Glücksspielsucht ist nicht ausweglos! Sie kann erfolgreich behandelt werden!

Erste Hilfe bekommen Sie bei der DROBS Hannover, STEP gGmbH.

Die STEP bietet seit vielen Jahren Hilfe und Beratung bei Problemen durch übermäßiges Glücksspiel – seit September 2012 wurde das Angebot um eine russischsprachige Sprechstunde erweitert. Die Beratung in russischer Sprache für Betroffene und deren Angehörige ist kostenlos und auf Wunsch anonym.

Die STEP Glücksspiel–Sprechstunde ist jeden Montag von 16:00 - 18:00 Uhr zu erreichen.

Tel.. 0511 - 70 14 664


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